Was hat die Routine zu durchbrechen mit einem Fahrrad zu tun?

Was hat die Routine zu durchbrechen mit einem Fahrrad zu tun?

Diesen Beitrag widme ich allen Menschen jenseits des Mainstreams, die durch ihr Wesen diese Welt bunter machen.

Prolog: Meine Tochter und ich fahren regelmäßig von unserer Heimatstadt in einen ca. 14 km entfernten, in einem Tal gelegenen Ort. Seit Jahren sehen wir - egal zu welchen Tageszeiten wir gerade unterwegs sind, egal, ob wochentags oder am Wochenende - einen nicht mehr ganz jungen Herrn irgendwo auf dieser Strecke in die Pedale seines Fahrrads treten. Sei es auf der breiten Straße, auf der die PKWs und LKWs ziemlich schnell unterwegs sind, sei es auf dem langgezogenen Anstieg, den es zu bewältigen gilt. Der besagte Mann fährt da mit seinem Fahrrad, das sicherlich keine Gangschaltung besitzt, bei 35 Grad im Schatten, aber auch bei Wind, Regen oder Schneefall, vom Frühling bis zum Winter. Er ist weder sportlich noch besonders wetterfest bekleidet, trägt auch sehr selten eine Kopfbedeckung. Auf dem Gepäcksträger hat er stets einen großen Karton befestigt. Wir freuen uns immer, wenn wir ihn sehen, denn irgendwie ist er eine Besonderheit. Wir bewunderten seine Konsequenz und fragten uns stets, was er wohl machte und was er da in diesem Karton transportierte. Vor ein oder zwei Jahren in der Weihnachtszeit hat meine Tochter vorgeschlagen, ihm doch was zu Weihnachten zu schenken, wenn wir die Gelegenheit hätten, ihn mal anzusprechen. Leider war es nie dazu gekommen.

Nun kam infolge von COVID19 die Zeit des Lockdown. Ich liebe zwar die Abwechslung, finde es spannend, immer mal was Neues auszuprobieren, und trotzdem verfalle ich dann ab und zu doch in eine Routine. So nahm ich die Einschränkungen durch das Social Distancing zum Anlass, für mich selbst eine Challenge zu veranstalten: Ich wollte jeden Tage eine Routine durchbrechen und zwar mit Aktionen, die mich aus der Komfortzone rausholen sollten.

Naja, begonnen habe ich damit, dass ich bei der kleinen Gassirunde mit meinem Hund andere als die üblichen Gassen mit einbezog. Das gefiel mir schon sehr gut, da ich viele neue Häuschen mit liebevoll gepflegten Gärten in meiner Umgebung entdeckte. Es kamen mit der Zeit immer mehr Ideen dazu, die Challenge machte mir richtig viel Spaß.

Eines Tages spazierte ich wieder mal mit unserem Hund in einer neu zu erkundenden Gegend herum, da fuhr plötzlich der oben besagte Herr mit seinem Fahrrad an mir vorbei. Ich sah meine Chance gekommen, grüßte ihn wie einen alten Bekannten (das war er ja gewissermaßen) und verwickelte ihn in ein Gespräch (natürlich mit der entsprechenden räumlichen Distanz). Ich erzählte ihm, dass meine Tochter und ich ihn schon seit Jahren beim Radeln beobachteten und ihn für seine Konsequenz bewunderten. Er war natürlich einigermaßen verwundert, dass er da während seiner gewohnten Tour von einer ihm unbekannten Person angesprochen wurde, aber wir kamen schön langsam ins Gespräch. Er erzählte mir auch, was ihn täglich vom Tal in die Stadt führte, bevor er dann wieder weiter fuhr.

Ohne meine Challenge hätte ich diesen Herrn wahrscheinlich vorbei fahren lassen und hätte ihn wohl nicht angesprochen. Das wäre schade gewesen. Denn es ist immer eine Bereicherung, mehr über besondere Menschen und was sie bewegt zu erfahren.

Zu Hause erzählte ich diese Begebenheit meiner Tochter, die sich dann durch diese Geschichte dazu motiviert fühlte, auch mit ihren Freundinnen eine Challenge der besonderen Aktionen zu starten. Es ehrte mich natürlich sehr, die jungen Damen inspiriert zu haben.

Die Routine zu durchbrechen inspiriert, steigert unsere Kreativität und erweitert unser Blickfeld. Uns wird durch das anders Denken und Tun das Potenzial anderer Möglichkeiten aufgezeigt. Die Gehirnforschung hat nachgewiesen, dass unser Gehirn sich umbauen kann. Durch neue Handlungen fließen Nervenströme in eine neue Richtung, es bilden sich neue Bahnen. Je vernetzter unsere Nervenzellen sind, umso wendiger sind wir in unserem Geist.

Lasst uns regelmäßig spielerisch unser Blickfeld erweitern und unsere Kreativität steigern!

P.S.: Was hat also das Fahrrad auf dem Foto mit dem Durchbrechen der Routine zu tun?

Epilog: Ich habe den werten Leser*innen vorenthalten, warum der Herr stets mit dem Karton auf dem Rad die gleiche Strecke fährt. Das erzähle ich denen, die es interessiert, wenn wir uns mal über den Weg laufen oder fahren. ;-)

Weitere BEiträge