Vom Objekt zum Subjekt

Vom Objekt zum Subjekt

Ich arbeite häufig mit Gründer*innen an der Entfaltung ihres vollen Potenzials, an ihrem Warum und ihrer Vision. In letzter Zeit fällt mir auf, wie viele als Grund für den Ausstieg aus einem Angestelltenverhältnis angeben, dass sie sich von den Vorgesetzten zu wenig wertgeschätzt und anerkannt fühlten. Da ich durch unsere intensive Arbeit und durchs in die Tiefe gehen die Gründer*innen ein wenig kennen lernen darf, frage ich mich oft, ob es den Unternehmen bzw. den Führungskräften bewusst ist, auf welche "Schätze" sie verzichten, indem sie solche wertvollen Menschen ziehen lassen.

Natürlich soll man sich selbst des eigenen Wertes bewusst und nicht von der Meinung anderer abhängig sein. Und trotzdem wollen Menschen in ihrer ganzen Bandbreite gesehen, gehört, wahrgenommen werden. Leider kommt dies größtenteils zu kurz. Mitarbeiter*innen werden bald in eine Schublade gesteckt, aus der sie nur mehr schwer raus kommen. Sie werden zum Objekt gemacht und die Erwartungen an sie entsprechen den Aufschriften der Schubladen. 1000 mal schade! Menschen haben so viele unterschiedliche Nuancen zu bieten, keiner gleicht dem anderen Es macht sich bezahlt, in die Tiefe zu gehen und zu erkennen, welche Facetten jede*n einzelne*n ausmachen und welche Bereicherung sie für ein Team bedeuten. Präsente Führungskräfte haben die Aufgabe, die Mitglieder ihrer Teams in ihrer Vielfalt, Einzigartigkeit und in ihrem vollen Potenzial wahrzunehmen, entsprechend einzusetzen und zu fördern!

Unglaubliche Schätze können zutage treten, wenn sich Menschen gehört und gesehen fühlen. Wie wäre es, Mitarbeiter*innen über sich erzählen zu lassen? Geschichten, wie sie unterschiedliche herausfordernde Situationen gemeistert haben. Geschichten über Menschen, die sie geprägt haben. Geschichten darüber, was sie berührt. So lernt man sie von einer neuen Seite kennen, erfährt, wie sie mit ihren Herausforderungen umgehen und kann auch für sich selbst einiges mitnehmen. Jede*r kann von jedem lernen. Diese Art der Änderung des Blickwinkels fördert - wie Perspektivenwechsel generell - die persönliche Empathiefähigkeit. Geschichten haben Kraft. Nicht umsonst wird in Beratungen und Workshops immer häufiger mit Storytelling gearbeitet.

Wenn man Menschen wertfrei und unvoreingenommen begegnet, dann werden sie vom Objekt zum Subjekt. Meiner Meinung nach gehört zu den Grundvoraussetzungen für eine kompetente Führungskraft das aufrichtige Interesse an Menschen und daran, sie zu fördern, damit sie ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Dies ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und macht die Unternehmen einzigartig durch die vielfältige Zusammensetzung der Teams.

Ich freue mich, wenn diese Menschen nun ihre wertvollen Fähigkeiten in ihre eigenen Unternehmen einbringen. Wir arbeiten an ihrem Warum, das natürlich mehr ist, als die "Flucht" vor der mangelnden Wertschätzung beim ehemaligen Arbeitgeber. Aber das ist eine andere Geschichte (ein anderer Blog ;-)).

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